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In einer Vorlesung monierte ich, dass der Komponist das Medium und nicht der allein herrschende Schöpfer sei. Damit meinte ich folgendes: Er hat das Ohr, den Verstand und die Mittel, das Diktat der Muse niederzuschreiben. Ich weiß, dass diese Meinung die Welt der Komponisten spaltet. Die einen behaupten, Schöpfer ihrer Werke zu sein und die anderen, zu den auch ich gehöre, fühlen sich verpflichtet, die Impulse weiterzugeben. Dieses Axiom diktiert unser Verhalten als Komponisten und auch als Interpreten. Man fragt sich an dieser Stelle, wer soll die Rolle der "Muse" übernehmen. Ganz einfach: Alles, was wir als "kulturelles Erbe" definieren; die Musik, mit der wir schon im Mutterleib in Kontakt kamen und bis heute noch in Wechselwirkung stehen. Die Muse ist unser musikalisches Genom. Dadurch verstehen und geben wir die Musik wieder und dadurch schreiben wir neue Musik.

 

 

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